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Villa Winter - Mythos oder Wahrheit?

Der U-Boot-Hafen der Nazis?

Wir begeben uns heute auf die Reise zur Villa Winter und gehen den Gerüchten und Geschichten des sagenumwobenen U-Boot-Hafens der Nazis in Cofete nach.

Das Ziel war Südamerika, so lautete jedenfalls der Befehl des Obersten. Auf einem völlig abgelegenen Flughafen sind wir mit unserer Maschine gelandet. In unserer Uniform bekleidet, bestückt mit reichlich Ausrüstung mussten wir zu je 8 Mann in die Fahrzeuge steigen. Rings um uns herum konnten wir nur wenige Blicke erhaschen, denn wegen der hohen Sicherheitsstufe durften selbst wir den exakten Ort nicht erfahren. Eine dicke Plane über dem Jeep versperrte die Sicht. Ich höre das Rauschen der Wellen und spüre die Hitze. Ich habe Durst. Die Luft ist salzig, es ist schwül. Knapp 10 Minuten braucht unser Fahrer, um uns über einen steinigen Weg bergauf zu bringen. Wohin genau, das blieb uns verborgen.

Schon bei der Ankunft, immer noch im Wagen sitzend, hören wir die Hunde kläffen. Sie sind scheinbar aggressiv und bewachen den Eingang mit ihrem Leben. Antreten - wird uns befohlen. Die Plane wird entfernt und wir befinden uns inmitten eines kleinen Hinterhofs. Vor und hinter uns gibt es 3m hohe Mauern. Es ist immer noch heiß und die Uniform lässt der eigenen Wärmeregulierung freien Lauf. Die Sonne strahlt mit voller Kraft auf uns. Ein Blick nach Süden verrät, wir befinden uns auf einem Berghang.

Wir befinden uns in einem Haus, ahnungslos wie wir von hier aus Südamerika erreichen sollen. Als Truppe werden wir eine Treppe hinab geführt. Vor uns liegt ein 12m langer Gang. Weiter nach unten führen weitere Treppen. Nur spärlich beleuchtet ist es schwierig, den richtigen Weg zu finden. Die schwere Ausrüstung auf dem Rücken erleichtert den Abstieg ebenfalls nicht. Es geht weiterhin tief ins Innere des Berges. Mir kommt es vor, als sei ich in einer natürlichen Höhle gelandet.

Die Zeit vergeht und die Temperatur wird zunehmend angenehmer. Zeitweilig ist es unglaublich still, fast schon beängstigend. Die Wände sind schwarz, voll von Ecken und scharfen Kanten. Von der Decke tropft Gestein hinab, so sieht es jedenfalls aus. Wo bin ich hier gelandet? Ein Seil zeigt uns den Weg. So geht der Fußmarsch eine gefühlte Ewigkeit. Von oben kommt wohl schon die nächste Truppe, ich höre das Stapfen der Stiefel. Plötzlich höre ich ein leises Rauschen. Mir kommt es vor, als würde ich am Strand liegen. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu, die Wege der Höhle werden breiter. In einem breiten Gang versammeln wir uns, die ersten Truppen waren bereits dort. Die restlichen hatten einen Teil des beschwerlichen Weges in die Höhle noch vor sich.

Wir warteten auf die nächsten Befehle des Obersten. Zahlreich versammelt schaltet der Verantwortliche das Licht ein. Ich befinde mich inmitten einer riesigen Blase, einem Hohlraum, der einem großen Fußballfeld entspricht. Vor uns ein gigantischer See. Das schwache Licht lässt erahnen, der Raum ist noch viel größer als das, was wir hier sehen. Ich bin Teil eines der geheimsten Pläne des NS-Regimes. Auf einmal beginnt der Boden zu vibrieren. Die Oberfläche des Sees schlug kleine Wellen und Wasserblasen stiegen auf. Keine 10 Sekunden später steigt ein riesiges U-Boot empor. Der nächste Halt ist Südamerika...

So, oder so ähnlich muss sich die Begegnung mit dem mysteriösen Uboot-Hafen aus der Sicht eines NS-Soldaten zugetragen haben. Gibt es den mysteriösen U-Boot-Hafen wirklich oder ist er reine Fiktion? Ich begebe mich auf die Reise, um die Geschichten der Villa Winter zu verstehen.

Meine Anreise erfolgt mit einem gewöhnlichen Auto. Es geht nach Cofete, einem der abgelegensten Orte Fuerteventuras. Die Straßen sind nicht sonderlich befestigt. Es ist eine Kunst, mit dem Wagen durch die kurvige Landschaft zu fahren. Ich treffe immer wieder auf Gegenverkehr, bis ich zunächst an einem Fotostop Halt mache. Er eröffnet mir den Blick auf den Strand von Cofete. Das kleine Dorf von Cofete ist gut erkennbar und auch die geheimnisvolle Villa Winter, die mitten im Nichts auf einem Berghang steht. Der Weg dorthin ist abenteuerlich, das lässt sich von oben bereits erahnen. Nichts wie hin.

Die Villa Winter selbst ist ebenso von keinen befestigten Straßen umgeben. Ich bin froh, dass kein Stein meine Reifen platzen lässt. Fahre dort nicht hin, hätten mir die Einwohner damals empfohlen. Dort wird scharf geschossen, jeder ist ihr Feind. Wir, jene, die damals in Cofete gewohnt haben, wurden alle vertrieben. Die meisten von uns trauen sich bis heute nicht, darüber zu reden. Erzähle niemandem, von wem du das weißt. Die Hände des alten Mannes zittern, als er mir die Geschichte erzählt. Schon die Hunde hätten jeden zerfleischt, der in ihre Nähe kamen.

Mir wird ein wenig unwohl, während ich mich der Villa Winter nähere und lautes Klaffen der Hunde höre. Bin ich etwa nicht Willkommen? Der Eingang ist nicht gerade malerisch. Es ist die Pforte zu einem Innenhof, heute bepflanzt mit zahlreichen Palmen. Auf der rechten Seite sitzt der Nachfolger von Gustav Winter, mit einer kleinen Geldkassette und der Bitte, um ein paar Spenden zum Erhalt der Villa. Gustav Winter war ein deutscher Ingenieur, der die Villa 1936 errichten ließ. Ich schaue mich um. Die Villa Winter ist heute ein kleines Museum, von privater Hand geführt. Drei große Hunde tummeln sich auf dem Gelände. Sind das die Nachfahren der damaligen Bluthunde? Ich muss auf die Toilette, und sie scheint zu existieren. Der Gestank zog in meine Nase. Ist das Hitlers Toilette? Ich zog im Inneren des Karrees weiter. Es geht in einen großen Raum mit allerlei Krempel aus den 40iger Jahren bis heute. Über eine Rampe geht es hinauf auf eine Terrasse. Eine gigantische Sicht eröffnet sich mir. Vor uns ein Strand mit unbeschreiblichen Ausmaßen. Sogar ein Pool existiert, der nur augenscheinlich schon länger nicht mehr in Betrieb war.

Weiter geht's in den nächsten Raum. Es sind Anlagen zur Stromversorgung. Oben gibt es noch mehr davon, gibt der mysteriösen Besitzer kund. Damit lässt sich ein  Dorf mit Strom versorgen. Wenige Kilometer entfernt soll es auch ein Kraftwerk geben, mit genügend Strom für eine Kleinstadt. Doch wozu braucht eine kleine Villa wie diese so viel Strom? In Betrieb sind die Generatoren nicht mehr. Der Weg in die unteren Stockwerke bleibt mir verweht. Privado - so steht es auf den Schildern. Gegen eine zusätzliche Spende hat der Besitzer jedoch keine Hemmungen, mir mehr zu zeigen.

Es ist seine Heimat. Er ist als Kind in der Villa Winter aufgewachsen und muss zunehmend den Verfall akzeptieren. Ihm fehlen die finanziellen Mittel zur Rekonstruktion. Außerdem seien bereits kaufkräftige Investoren im Spiel, die aus der Villa Winter eine Hotelanlage errichten möchten. Die Verhandlungen laufen bereits. An dem Erhalt von Nazi-Geschichten hat hier niemand Interesse, er selbst ebenso wenig.

Er führt mich in den Keller. Überall liegt Kram herum. Dass hier jemand wohnt, ist unschwer zu erkennen. Der Keller ist größer als von oben angenommen. Vor uns liegt ein langer Gang, mit verschiedenen Öffnungen. Alle sind zugemauert, aber warum?

Alles wurde damals gesprengt, lässt uns der gute Mann wissen. Niemand wollte Spuren hinterlassen. Hier war der Eingang zum größten U-Boot-Hafen der Nazis. Ob er den Eingang je gesehen hat? Nie, er weiß es nur aus Erzählungen. Die Eingänge sind eh alle unbrauchbar. Hinter den Mauern sei nichts, was auf einen Eingang mehr hinweisen könnte. Was dort wirklich war, oder wo sich der Eingang befindet, das haben seine Vorfahren bereits vor Jahrzehnten mit ins Grab genommen.

Was war das hier für ein Ort? Er sollte mehrere Zwecke erfüllen. Zum einen sollte es der größte Hafen für Kriegs-U-Boote Hitlers sein. Zum anderen sollte dieser Ort als Fluchtmöglichkeit dienen, falls der Krieg verloren wird. Im Museum gibt es zahlreiches OP-Besteck. Damit sollten die Gesichter der Verantwortlichen verändert werden, bevor sie sich nach Südamerika absetzen würden. An diesen Ort hier käme sonst niemand.

Es geht zurück an die Oberfläche und ich bin verwirrt, sagt der alte Mann die Wahrheit oder tischt er mir Legenden auf, die sein Zuhause zur Attraktion machen? Wieder oben angekommen, stehen schon die knurrenden Hunde vor mir. Ich gebe dem Besitzer zum Dank noch ein paar Euros und setze mich wieder in den Wagen. Das scheint den Hunden so gar nicht zu gefallen. Sie beißen in meine Reifen und ich habe Mühe, überhaupt loszufahren.

Der Weg führt mich zurück in die belebten Gegenden, mehr erfahre ich vor Ort von der Villa Winter jedenfalls nicht. Vorbei fahre ich an einer äußerst geebneten Stelle, die keinen natürlichen Ursprung haben kann. Satellitenaufnahmen zeigen, dass es sich hier um eine große Landebahn für den Flugverkehr handeln könnte. Die Existenz eines Flugplatzes zur Zeit der Nazis scheint nicht allzu sehr aus der Luft gegriffen zu sein. Der Rückweg ist gleichermaßen beschwerlich, denn es ist die gleiche Straße, die mich dorthin geführt hat. Es gibt nur diese eine. Erbaut wurde diese nicht zu Hitlers Zeiten. Dort gab es keinerlei Straßen, die an den verlassenen und unzugänglichen Ort führten. Nur wenige steile Wanderwege führten zum Ziel. Von Costa Calma bis Jandía lies Winter damals eine einfache Straße errichten. Seine offizielle Vision war die Errichtung einer Plantage an den Hängen von Cofete, das durch ständig andauernde Trockenheit wohl keine gute Wahl gewesen ist. Wirklich befahrbar wurden die kargen Straßen erst durch Hollywood, die malerischen Landschaften waren bereits spektakuläre Kulissen für zahlreiche Filme.

Wieder in der Zivilisation angekommen stellt sich mir die Frage, welcher Teil der Geschichte nur den Gedanken entspricht und welcher der Realität. Ich fahre weiter zu den Höhlen von Ajuy, die mir als touristische Attraktion empfohlen wurden. Dort angekommen klettere ich den Hang entlang und lande inmitten einer Grotte, mit Blick auf das tobende Meer. Es ist rau, die Wassermassen peitschen regelmäßig gegen das zerklüftete Gestein. Fernab sehe ich einen nicht begehbaren Bereich. Dorthin gibt es keinen Weg für Besucher. Nur der vordere Teil wurde schon vor hunderten Jahren ausgebaut, um Öfen zum Kalkbrennen zu errichten, dessen Überreste heute noch zu sehen sind. Die restlichen Grotten scheinen teils eingestürzt zu sein, kein Wunder, dass der Zutritt strikt untersagt ist. Aber was befindet sich dahinter, dort wo ich keinen Blick erhaschen kann? Die Idee liegt nahe, einmal um das Gebiet herumzufahren. Dann wird sich zeigen, wie die eingestürzten Grotten von der anderen Seite aussehen. Aber Moment. Eingestürzt oder doch von Nazis gesprengt? War hier vielleicht sogar eine Grotte jene, die von Nazis als Anlegestelle für U-Boote seine Verwendung fand? Mir fehlt es an geologischem Grundwissen, doch die Grotten sind als solche aus der Entfernung deutlich erkennbar. Eine Sprengung hinterließe wohl nur einen Haufen Vulkangestein.

Der Weg hinter die Grotten von Ajuy führt wieder durch eine karge, kaum bewohnte Gegend. Und plötzlich kommt der Moment, dass mich mein Gefühl leitet, ich müsste doch links abbiegen, um mir die andere Seite von Ajuy genauer anzusehen. Doch vor mir zeigt ein Schild eindeutig, dass ich hier nicht willkommen bin: Prohibido el Paso - Zona militar. Der scharfe Wind hat das Schild deutlich gezeichnet. Das sei schon immer militärisches Sperrgebiet, dort kommen wir eh nicht hin. Dort, hinter dem Berg, wird gezaubert. Doch wir bekommen davon nichts mit. Der alte Mann verrät uns, vor etwa 20 Jahren sollen hier erkundungsfreudige Entdecker ein altes U-Boot gefunden haben, entlang der steilen Küste, die immer noch Sperrgebiet ist. Es waren drei Mann. Die ersten beiden kamen kurz nach der Entdeckung auf mysteriöse Art und Weise ums Leben. Es seien Unfälle gewesen, vielleicht sogar mutwillig hervorgerufene. Der Dritte schweigt unaufhörlich.

Ich fahre einfach in das Sperrgebiet, ich möchte mich überzeugen, ob dort der geheime U-Boot-Hafen sogar liegen könnte. Der Weg um den Berg ist nicht allzu weit und ich bleibe scheinbar unbemerkt. Die letzten Schritte muss ich zu Fuß ablegen, um die Küste erreichen zu können. Angekommen, führt mich eine felsene Treppe nach unten. Ich kann eine Höhle entdecken, völlig zerklüftet. Man kann sich gut vorstellen, dass darin U-Boote eines Tages Platz fanden. Die tragende Decke, wohl ein Gemisch aus Fels und einer Betondecke, ist eingestürzt. Ist das der Hafen, der so versteckt gehalten wurde, dass niemand davon erfuhr? Mein Begleiter aus dem Fischerdorf Ajuy gibt mir die Info, es handelt sich hier um einen normalen alten Hafen, von dem aus die benachbarten Inseln erreicht werden konnten. Er sei mehrere hunderte Jahre alt, aber längst nicht mehr in Betrieb. Schaue ich mir die Felsen genauer an, finde ich immer wieder tiefe breite Bohrlöcher, teils bereits mit Stahl versehen. Die obere Mauer, die bis zur eingestürzten Decke führt, wurde aus Stahlbeton errichtet. Halt, Stahlbeton gibt es noch nicht hunderte Jahre, sondern erst seit Anfang des 19ten Jahrhunderts. Dieser Bau kann gerade mal hundert Jahre alt sein. Genau das würde zum Zeitfenster des Krieges passen. Manche behaupten, die Villa Winter sei nur ein Ablenkungsmanöver. Alle hätten die Legenden dort geglaubt und der wahre Ort der versteckten U-Boote sei jener Hafen aus dem Sperrgebiet. Winter, der Bauherr seiner namensgleichen Villa, nahm seine Geheimnisse bereits 1971 mit ins Grab.

Wirf einen tiefen Blick auf die Insel Fuerteventuras und du erkennst, wo Wahrheiten liegen. Der Aussichtspunkt Mirador de Morro Velosa soll ein guter Anfang sein. Ein weiser Rat einer alten Dame, dem sie vielleicht jedem Touristen mitgibt? Ich fahre weiter zum höchstgelegenen Punkt der Insel, an dem sich praktischerweise auch ein Panoramacafé und ein kleines Museum über die Geologie von Fuerteventura befinden. Der Weg dorthin führt zwar über zahlreiche Serpentinen, ist allerdings keineswegs so beschwerlich wie der Weg nach Cofete. Angekommen bin ich von der gigantischen Aussicht überwältigt. Ich kann von einem Ende der Insel zur anderen blicken. Die Autos und Busse auf den Straßen gleichen jene aus dem Miniaturland. Im Museum gibt es gleich mehrere Reliefmodelle der Insel. Wo nochmal war Cofete? Ganz im Süden. Und da liegt auch die Villa Winter. Der Querschnitt der Insel entzieht mir den Atem. Direkt, in Cofete, am Berghang der Villa Winter liegt eine der größten Höhlen Fuerteventuras, vulkanischen Ursprungs. Ein Beweis oder nur eine gut gemachte Verschwörung? Bekannt ist, dass Winter tatsächlich einen U-Boot-Hafen gebaut hat, vor der französischen Atlantikküste. Ob es solch eine Unternehmung auch in Fuerteventura gab, ist nicht dokumentiert. Winter bekam bereits 1937 einen Pachtvertrag für den Großteil der südlichen Regionen Fuerteventuras als Dank für seine Aktivitäten in spanischen Gefilden. Sein offiziell kundgegebenes Ziel war der wirtschaftliche Aufschwung durch den Betrieb von Plantagen. Wegen der Trockenheit war diese Vision allerdings utopisch. Im Zuge des aufblühenden Tourismus verkaufte er eine Vielzahl von Grundstücken in Strandlage, was ihm selbst zum Reichtum verhalf.

Wem die Villa Winter heute gehört, ist bisweilen nicht endgültig geklärt. Zwar gibt es eine Gesellschaft, welche die Villa offiziell erworben hat. Doch die Nachfahren haben ebenso ihre Besitzansprüche geltend gemacht. Eine Wellnessoase auf den Ländereien der Villa Winter ist so eher unwahrscheinlich, dem steht das spanische Baurecht entgegen.

 

 


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